Berufsehre

[rosebud]

Neulich hat man mir eine mittelgroße KNX-Anlage in einem Bürogebäude mit reichlich 2.000 Teilnehmern und einem Leitrechner auf der Hauptlinie verantraut, um sie nach 14 Jahren Betrieb und vertragsgeregelter Wartung im gesamten Zeitraum mit etlichen Ungereimtheiten (Telegrammverluste etc.) etwas auf Vordermann zu bringen. Die KNX-Steuerung umfaßt Beleuchtung und RaumT°regelung in beiden Richtungen.
Ich war erschrocken, als ich feststellte, daß alle Linienkoppler auf Durchzug standen. Dummys für die Leittechnik waren definiert, es war jedoch keine einzige GA eingetragen. Überhaupt hatten erschreckend viele GA nur einen Anschlagpunkt, entweder war die Quelle oder das Ziel nicht festgelegt. Für das Quittieren beim Senden war also ein Linienkoppler zuständig.
Nicht zum ersten Mal bin ich mit einem derartigen Murks (höflich für Sch...) konfrontiert. Schlimm ist, daß sowas auch noch von einem Ingenieurbüro abgenommen wurde, bestimmt nicht vor Ort, sondern im nächsten Restaurant.
Der Arbeitsaufwand, um die Anlage in Ordnung zu bringen, also die LK zu programmieren und eine vernünftige Parametrierung für die Regler zu erstellen, ist nur in Tagen, eher in Wochen abzuschätzen. Übrigens war das nicht die erste Anlage, die man in diesem Zustand dem Kunden resp. der Wartungsfirma überlassen hat und auf die ich gestoßen bin.
Verehrte Kolleg(inn)en, wie haltet ihr es mit dem Ehrgeiz? Nach mir die Sintflut? Das Sahnehäubchen ist wichtiger als der Kuchen? Die Unterschrift unter das Abnahmeprotokoll ist im Restaurant mit weniger finanziellem Aufwand zu bekommen als auf der Anlage?

[Oliver Wetzel]

Die Linienkoppler müssen ja alle auf Weiterleiten stehen, sonst kommt ja nichts bei der Leittechnik an, wenn bei den Dummys keine GA´s eingetragen sind. Hat der damalige Inbetriebnehmer so gesehen doch richtig gemacht Aber ernsthaft. Wie soll das abnehmende Ingenieurbüro feststellen ob die Linienkoppler alle auf Weiterleiten stehen? Abgesehen von den Ingenieurbüros, die selber Systemintegratoren sind, habe ich noch keines getroffen, dass sich tiefer mit den Grundlagen des EIB/KNX auskennt. Eine ETS zum Einlesen und Überprüfen der Projektdaten gibt es da nicht. Schau Dir doch nur mal so manche Ausschreibung an. Mehr als eine Materialschlacht ist da doch oft nicht zu finden. Beispiel: 10 LK und 10 SV. Bei einem Ingenieurbüro müssen möglichst hohe Herstellkosten generiert werden, damit auch die Honorare entsprechend steigen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Habe ich mir sagen lassen. Ich bin selber von der Gattung Ingenieur mit eigenem Büro, habe allerdings schon lange den Pfad der reinen Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung verlassen. (Nur so zum Hintergrund )

[rosebud]

Wenn die LK auf Durchzug stehen, hat dies zur Folge, daß alle Telegramme überall rumtrollen, obwohl sie in den meisten Ecken nichts zu suchen haben. Bei ausreichend Datenverkehr gehen Telegramme verloren. Hier sehe ich das Problem.

[Oliver Wetzel]

weiß ich doch. Hast den Smiley hinter meinem Satz nicht beachtet?

[eibster]

Es gibt definitiv grössere Probleme die von Gewissen Kollegen hinterlassen werden.
Wir haben schon Anlagen ergänzt wo Schaltungen von der GLT laut Kunde nur in Minutenabständen Abgesetzt werden konnten weil sonst Anzeige und Funktionsfehler in der GLT die folge waren.
Laut Programmierer und Planer > Problem des EIB weil es nicht anders Geht oder der GLT Server überlastet ist. > Keine Gewährleistung
Dann wurde in Eigeninitiative des Kunden eine Programm Sanierung in der Anlage bestellt (obwohl die Anlage noch in Gewährleistung des ehemaligen Projektanten gewesen wäre )
und siehe da.. keine LAGS mehr , Keine Telegrammabbrüche und alles geht auf einmal wie gewünscht.

Viel Spass beim Sanieren