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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Leicht OT: WISO Bericht zur Elektroinstallation



Jürgen
13.03.06, 20:12
Tach zusammen!

Ich bin etwas irritiert..

Laut Wieso ist der "normal nur als Reserve" vorgesehene blaue Nulleiter in unseren Installationen arg gefährdet. Bei ungleicher Last auf den drei Phasen muss dieser die "Überströme ableiten"..

:(

Wenn dieser Leiter dann mal unterbrochen ist, liegen am PC Monitor 400 Volt an und lassen diesen schmoren...

Meine Fernmelderausbildung ermöglicht es mir leider nicht, hier zu folgen..

Hat jemand den Bericht gesehen und kann mir erklären, warum hier das Volk verängstigt wird?

Gruß Jürgen

Filo
13.03.06, 20:31
Hat nix mit Volksverängstigung zu tun, sonder mit der reinen technischen Wahrheit.
Wir haben in unseren Breitengraden ein Drehstromnetz, bestehend aus 3 Phasen. Diese sind jeweils um 120° verschoben, deswegen auch Drehstrom gennant. Wenn alle 3 Phasen genau gleich belastet sind, dann ist die Summer aller Ströme Null (Mathematische Vektorrechnung), kann auch graphisch dargestellt werden.
Bei Drehstromotoren z. B. hast Du keinen Neutralleiter, weil die drei Phasen genau gleich belastet sind. Der sogenannte Sternpunkt der drei Phasen ist genau in der Mitte.
Im Hausnetz sieht das natürlich etwas anders aus, da kannst Du unmöglich alle Phasen gleich auslasten. Wenn dieser nun nicht geklemmt wird oder eben unterbrochen, ist der Sternpunkt nicht mehr in der Mitte, d.h. die Phasenverschiebung der 3 Polleiter ist plötzlich anders, und es können saukomische Effekte auftreten. Die Birne leuchtet heller (Weil eben zuviel Spannung) oder wenn der Neutralleiter bei der Hauptklemme nicht sauber angeschlossen, kannst Du plötzlich mit einem Schalter eine ganz andere Lampe einschalten.
Bei Leuchten wird der Neutralleiter vielfach durchgeschlauft, deshalb unbedingt beachten, dass dieser auch immer sauber geklemmt wird.

Grundsätzlich ist aber keine Panik angesagt. Eine saubere vom Fachmann installierte Anlage, hat nichts zu befürchten, eine periodische Kontrolle ist ja sowieso obligatorisch. Wenn dann mal ein Fall von ein paar Millionen Installationen gezeigt wird, soll man nicht gleich die Panik kriegen, aber man kann darauf acht geben.

Oder es baut auch niemand mehr ein Haus, nur weil in den Dokusoaps die schlimmsten Beispiele gezeigt werden.

tweky
13.03.06, 20:34
Dies gilt generell für die Unterbrechung des Neutralleiters.

Wird beispielsweise die Neutralleiterzuleitung in der Verteilung unterbrochen, so bekommen alle Geräte 400V brutto ab. Deswegen sollte auch nur eine erfahrene Elektrofachkraft an elektrotechnischen Anlagen arbeiten!

Angehängte Grafik soll die verdeutlichen.

PS: Jeder sollte an empflindlichen technischen Einrichtungen einen Überspannungsschutz haben.

Filo
13.03.06, 20:55
Oder siehe Auch Artikel von Osram Ab Seite 8
http://www.osram.de/pdf/evg_spot/2004_02.pdf

tweky
13.03.06, 21:19
zur Info

mittelfristig werden wir zu allen drei Aussenleitern je einen Neutralleiter bekommen :D

wellmath
14.03.06, 06:43
Hat nix mit Volksverängstigung zu tun, sonder mit der reinen technischen Wahrheit.
[...]
Grundsätzlich ist aber keine Panik angesagt. Eine saubere vom Fachmann installierte Anlage, hat nichts zu befürchten, eine periodische Kontrolle ist ja sowieso obligatorisch. Wenn dann mal ein Fall von ein paar Millionen Installationen gezeigt wird, soll man nicht gleich die Panik kriegen, aber man kann darauf acht geben.
[...]


Wir haben einen Kunden, dem ist die Null-Leiter Klemme in der HV abgebrannt. Schaden hierdurch: ca. 400.000 Euro.
War schön anzusehen. Die Mitarbeiter kamen morgens zur Arbeit und schalteten ihre PC´s, Drucker, etc. ein. Nach ca. jedem 10 Gerät knallte und zischte es und alle Geräte starben den Überspannungstod.
Ich habe dem Kunden jetzt eine Null-Leiter Überwachung in alle UV's eingebaut. Die schaltet bei eingestellter Unsymetrischer Last und Überspannungen die UV ab. Materialkosten je UV ca. 300 Euro.
Über eine periodische Wartung von Elektroanlagen brauchen wir wohl nicht zu sprechen. Wenn diese wirklich durchgeführt werden würde, wären wir alle reich und könnten ganz viele neue MA einstellen. Aber das ist OT.

Gruß

Thomas

Filo
14.03.06, 07:44
[quote=tweky]
Angehängte Grafik soll die verdeutlichen.

Noch eine Ergänzung zu Tweky's Zeichnung:
Die 400 Volt liegen über beiden Verbrauchern an. Da sich in der Serieschaltung die Spannung aufteilt, wäre je nach Last die Spannung an den Verbrauchern unterscheidlich.
Sind es z.B. zwei Glühbirnen mit identischen Werten, dann würde jede Glühlampe 200 Volt kriegen. Somit kann man ganz gut nachvollziehen, was "Sternpunktverschiebung" genau bedeutet.

xerete
14.03.06, 08:16
Hallo miteinander,

gewöhnlich war in der Hausinstallation eine Neutralleiter-Unterbrechung nur durch anbohren oder nicht festgezogener Klemme anzutreffen. Es war bisher sicherlich auch nicht all zu dramatisch - leicht zu erkennen und noch leichter zu beheben. Mit steigender Anzahl elektronischer Geräte - heute normal mit elektronischem Vorschaltgerät gewinnt die EMV-gerechte Installation eine zunehmende Bedeutung.
Im Fall von Wellmath wollen wir mal hoffen das die Null-Leiter Überwachung hält was sie verspricht das Problem wird warscheinlich nicht beseitigt sein.
Was die Teile zu Haus nun sterben läßt, sind die elektronischen Vorschaltgeräte, an denen sich eine Spannung von 400V bei Unterbrechung des Null-Leiters eben mal aufbaut.

Gruß Xerete

PeterPan
14.03.06, 10:21
Wenn dieser Leiter dann mal unterbrochen ist, liegen am PC Monitor 400 Volt an und lassen diesen schmoren...

Stimmt...

Gruss
PeterPan

GLT
14.03.06, 17:48
zur Info

mittelfristig werden wir zu allen drei Aussenleitern je einen Neutralleiter bekommen :D
Hallo Tweky,

woher hättest Du diese Weisheit? Das zukünftig die Kabel einen "verstärkten" N-Leiter bekommen ist höchstwahrscheinlich (wird in manchen Ländern m.W. schon eingesetzt).

@Jürgen

Wie schon angesprochen, dient der N-Leiter (Sternpunkt) zur Stabilisierung der Verkettungsspannungen, um eine Sternpunktverschiebung zu verhindern. Mittels des Sternpunktes werden unsere üblichen Versorgungsspannungen gebildet.

zwischen den Aussenleitern (z.B. L1-L2 400V)
zwischen einem Aussenleiter und N (z.B. L2-N 230V)

Die Aussage, der N-Leiter wäre eine "Reserve" ist schlichtweg falsch!:mad:

Welche Spg. tatsächlich bei Unterbruch zum Tragen kommen, hängt vor allem vom Ort der N-Unterbrechung und den in der Verkettung liegenden Bauteilen ab (wie schon angesprochen).

Gefahr für den N-Leiter besteht (neben Laieninstallationen) vor allem bei Altbauten, in denen vermehrt Leuchtstofflampen, Schaltnetzteile (PC's) eingesetzt werden. In modernen E-Installationen werden diese Umstände bereits berücksichtigt.

mfg
GLT

thieleks
14.03.06, 19:18
Grund dafür, dass die EVG / Leuchtstofflampen / Schaltnetzteile / Computer etc. Probleme machen , ist die Tatsache, dass diese Netzrückwirkungen verursachen. Die Sinusform der Netzspannung wird durch dese Technologien deformiert, und das führt wiederum dazu, dass die Strombelastung des Neutralleiters selbst bei scheinbar gleichmäßiger Belastung aller drei L sich nicht mehr zu Null addiert, sondern schlimmstenfalls 173 % (Quadrat-Wurzel aus 3) des Außenleiterstroms erreicht. (Mathematisch schuld sind die ungeraden Oberwellen.) Das gilt auch für den ohmschen Spannungsfall, damit steigt die Verlustleistung des Neutralleiters auf 300% derer eines Außenleiters (wg. I^2 x R) und die Wärme-Entwicklung des gesamten Kabels somit auf das Doppelte.

Bei knapper Dimensionierung wirds dann zu warm, N kokelt irgendwo weg, der Sternpunkt fängt an zu schweben und die Geräte haben plötzlich 400V ...

Gruß Thiele

gunnar
15.03.06, 18:59
Das zukünftig die Kabel einen "verstärkten" N-Leiter bekommen ist höchstwahrscheinlich (wird in manchen Ländern m.W. schon eingesetzt).

Gibts solches Kabel schon in Deutschland zu kaufen? Wie ist die Bezeichnung?

Cu, Gunnar