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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht B&J Powernet



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29.10.11, 15:20
Hallo Zusammen,
erstmal: einen Dank ans Forum, das eine gute Quelle für Informationen war und ist!

Ich möchte etwas zurück geben und schreibe hier einen Erfahrungsbericht für eine kleine Anlage mit B&J Powernet.

Die Ausgangslage
Eigentumswohnung mit ca. 70qm, Dachgeschoss, fast alles mit Trockenbauwänden erstellt, keine Leerrohre in den Wänden

Die Realisierungsziele
Da ich beruflich oft auf Reisen bin, will ich folgende Sachen realisieren: Heizungssteuerung, Dachhaube elektrisch und Lichtsteuerung, Timersteuerung für Boiler, Zentralsteuerung für Licht am Bett. Das ganze dann per Internet steuerbar machen.

Die Lösung
Habe mich für Busch&Jäger Powernet entschieden, da die Bauteilversorung gut ist und B&J eine breite Palette an Schaltern und Zubehör hat. Powernet wird schon über Jahre erfolgreich eingesetzt. Die E-Anlage selbst ist eine fertige Alt-Anlage (etwa 10 Jahre alt) und so kann ich nach und nach die Funktionen realisieren.

Die Einarbeitung
Erstmal an alle Nicht-Techniker: KNX (auch Powernet) ist ein Profi-System für große Anlagen und Gebäude. Das ist kein System für Auspacken, Einschalten und Los. Ich selbst bin Elektriker und Dipl. Ing.. Und wie alle Techniker habe ich mir erstmal ein Buch gekauft und gelesen. (Read the f***** Manual!) Dann die Dokumente zu Powernet von der B&J Webseite. Dann habe ich Foren gelesen. Und dann eingekauft und dann gebaut. Wer das nicht möchte oder nicht kann, sollte einen Profi seines Vertrauens beauftragen und das kostet dann halt passendes Geld. Man sollte mit dem nötigen Respekt an so ein Projekt rangehen.

Die Beschaffung
Habe fast alles bei Ebay gebraucht erstanden und konnte so sehr viele Kosten sparen. Was fehlt habe ich dann bei Internet-Shops bestellt. Die Vielfalt an Geräte ist groß und braucht erstmal eine Zeit, bis man weiss, was man wofür braucht und was zusammen passt und auch so gedacht ist. Das gilt gerade bei Powernet, da man wissen muss, welcher Sensor zu welchem Aktor passt. PowerNet hat nur eigene Aktoren (69XX). Die Sensoren sind die gleichen, wie für normales KNX (61XX). Habe mich für die Future Serie mit UP-Aktoren entschieden. Ich mag auch die Optik der Future Serie lieber als die Prion oder Triton Serie, ist hier dann Geschmackssache.

Der Testaufbau
Habe dann erstmal einen Testaufbau mit fliegender Verdrahtung gemacht um die Programmierung zu üben. Habe ETS 4 probiert und ging gut. Die ETS ist für meine kleine Anlage aber viel zu fett und auch zu teuer. Habe PowerProjekt 4.5 von B&J (kostenlos von der B&J Webseite) probiert und geht genauso gut. Zumal das Bedienkonzept ähnlich ist. Man kann sehr gut in der PowerProjekt sehen, welche Kombinationen von Aktoren/Sensoren möglich ist. Also erst nachschauen und dann kaufen. Was da dann nicht sichtbar ist, geht auch nicht!

Die Software
Wie gesagt benutze ich die PowerProjekt 4.5 unter Windows 7 / 32 Bit und klappt alles. Die Anbindung läuft über USB über den KNX Falcon Treiber unter Windows. Die Handbücher zu den Geräten ist in PowerProjekt als PDF dabei und man kann damit alles inbetriebnehmen und programmieren. Es ist keine andere Hardware oder Software nötig.

Die Programmierung
Die Programmierung (oder besser Konfiguration) ist nicht trivial und man sollte schon sich einlesen und lernen. Die Kombination aus Parametrisierung der Geräte und der Verdrahtung über Gruppen ergibt ein komplexes Gebilde.
Ein Beispiel aus meinem Projekt: Der Warmwasser Boiler läuft bei mir über Wochen-Schaltuhr und dann ein Aktor mit 3-Phasen Schütz in der Verteilung. An der Wohnungstür habe ich einen Taster für die Anwesendheits-Steuerung. Ziel: Wenn ich auf Reisen bin, geht der Boiler nicht an auch wenn die Uhr gerne möchte. Problem: Wenn ich in der Heiz-Phase auf "Abwesend" gedrückt habe, konnte die Schaltuhr den Boiler nicht mehr abschalten, wegen der UND-Verknüpfung. Das sah dann so aus, als Powernet ein Problem hat. Es hilft dann hier, die Geräte einmal durch Stromlos machen, wieder zu resetten. War aber nur (!) ein dummer Programmier-Fehler. Man kann sich mit der KNX Programmierung auch ziemlich ins Aus manövieren und denkt dann die Hardware hat ein Problem. Aber das ist nicht Powernet spezifisch, sondern betrifft KNX als Ganzes.

Weiter: Die Sensoren und Aktoren unterscheiden sich generell in den Möglichkeiten und man muss vorher genau nachschauen ob das Gerät das dann auch kann. Bei Powernet ist man hier begrenzt, weil man nicht auf andere Hersteller als B&J ausweichen kann wie bei normalem KNX.
Schade 1: Die LED der Taster kann man nicht einzeln ansteuern
Schade 2: Es gibt keine Systemuhr mit Funkeinsatz für Powernet
Schade 3: Wettermessung gibt es nur als Komplettgerät und ist sauteuer
Schade 4: Wenn alles nichts hilft, muss man auf TP wechseln und das ist sauteuer

Tipps & Tricks
Tipp 1: Wer nur einen kleine Anlage hat (wie ich) braucht das PowerNet vielleicht gar nicht auf allen 3 Phasen. Daher habe ich nur eine Bandsperre ohne Phasenkoppler und betreibe alles auf einer Phase mit mehreren Sicherungen hinter der Bandsperre. Kritische Verbraucher wie Wasche und Trockner laufen dann auf anderen Phasen.
Tipp 2: Es gibt kritische Verbraucher, die das PowerNet Signal stören können (danke ans Forum!). Bei mir waren das: der Klingeltrafo und Schütze mit den Steuerstromkreisen. Der Effekt war, das dann immer die Programmierung der Geräte fehlschlug, das Schalten ging aber noch! Ich habe auch diese Verbraucher auf die anderen Phasen gelegt und hatte dann keinen Ärger mehr. Es gibt auch Bericht von Störungen mit elektronischen Trafos, aber das kann ich nicht bestätigen. Eine Microwelle habe ich nicht. Billige Dimmer auch nicht, nur Powernet-Aktoren.
Tipp 3: FI-Schutzschalter (RCD) sind für Powernet kein Problem.

Projektlaufzeit
Man sollte sich hier nicht täuschen: sich all das anzueignen, dauert seine Zeit und man darf keinen Druck haben, fertig werden zu müssen, z.b. Umzug, Hausbau oder sonst was. Ich bin jetzt ein Jahr als Hobby an diesem Thema dran und konnte vieles nach und nach machen, ohne im Dunkeln zu sitzen... ;-)

Fazit
Powernet geht gut und zuverlässig, bis jetzt keine Störungen oder Ausfälle. Kosten und Programmierung genauso leicht oder schwierig wie normales KNX. Das Schöne an KNX: Ich habe immer mal wieder die Programmierung geändert, weil sich in der täglichen Wohn-Praxis dann doch gezeigt hat, das ich die Anlage anders haben wollte. Ist aber kein Problem: Rechner an, umprogrammieren und fertig. Für ein Modernisierungs-Projekt (!) geeignet, für einen Neubau ist TP in jedem Fall besser.